The Ocean


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Radiant collapse… Planetary scale… Our indecent errors paved the way
Truth long known before our last deeds… and the world we know will go down in flames…


Schon bei ihrer Gründung durch Gitarrist und Komponist Robin Staps zur Jahrtausendwende stachen The Ocean hervor. Das deutsche Kollektiv, dessen Mitglied eine gemeinsame Vision von grenzenlosen Klangabenteuern und aus dem Bauch herauskommender Heaviness eint, stand schon bald in dem Ruf, Fackelträger der nebelhaften, aber unaufhaltsamen Post-Metal-Bewegung zu sein.

Während sie als eine der spannendsten Live-Bands im Bereich harter zeitgenössischer Musik gefeiert wurden, gaben sich The Ocean regelmäßig auf europäischen Festivals die Ehre – dem Hellfest, Wacken Open Air, Resurrection oder Summer Breeze, aber auch Mainstream-Evens wie dem Roskilde, Dour oder Pukkelpop, sowie edlen Hallenveranstaltungen für Kenner wie dem Roadburn und Dunk!-Festival. Im Lauf ihrer turbulenten Karriere tourten The Ocean in Europa und Nordamerika mit einflussreichen Acts wie Opeth, Mastodon, Mono, Cult Of Luna, The Dillinger Escape Plan, Anathema, Between The Buried And Me und Devin Townsend. Das Band-eigene Label Pelagic Records zählt mit seinen rund 150 Veröffentlichungen seit 2009 heute zu den führenden in Sachen Post Rock und Post Metal.

Während der letzten 20 Jahre hat sich die Gruppe stetig gewandelt und wiederholt bahnbrechende, gefeierte Alben herausgebracht, die die Weiterentwicklung von harter Musik vorantrieben, wobei sie intellektuellen Anspruch mit dem Urtümlichen und Unerklärlichen vermählten. Vom unheil- und kraftvollen Debüt Fluxion (2004) über ihr Metal-Blade-Debüt Aeolian – „komplex, überwältigend und gnadenlos tight“ (Kerrang!) – und das 2007er Doppelkonzeptalbum Precambrian hinweg – „eine teutonische Eloge an die Erdgeschichte“ (Revolver) – bis zu dem janusköpfigen, atheistischen Manifest aus Heliocentric und Anthropocentric (2010) haben Staps und seine andauernd changierenden Mitstreiter methodisch ein einzigartiges musikalisches Vermächtnis geschaffen.

Das Konzeptwerk Pelagial von 2013, „eine filmreife Ode der Stimmungswechsel und konträren Einflüsse, die Vertonung eines Tauchgangs zu den tiefsten Unterwasserstellen der Welt“ (Rock Sound) – war ein weiterer Meilenstein. The Oceans bisher aufwändigste Themenalbum erreichte #3 von LoudWires „Best Metal Albums Of 2013“, #5 unter About.coms „2013 Best Heavy Metal Albums“ und kürzlich auch einen Platz auf der LoudWire-Liste der „Best 66 Metal Albums Of The Decade“.

Inmitten der weltweiten Pandemie verleihen The Ocean ihrer soweit ambitioniertesten, umfassendsten und fesselndsten LP den letzten Schliff. 2018 erschien mit Phanerozoic I: Palaeozoic der erste Teil eines weitläufigen, aber verblüffend stimmigen Konzeptes im Zeichen der Paläontologie. Momentan leben wir im Phanerozoikum, einem von 541 Mio. Jahren nach dem Präkambrium begonnenen Erdzeitalter. Seitdem erfolgten die Evolution und Diversifikation des Pflanzen- und Tierlebens sowie ihre Zerstörung in fünf Massenaussterben.

Phanerozoic I gilt weithin als The Oceans vorläufiges Meisterwerk. Es strotzt vor erstaunlichen Melodien und den erwartbar mäandernden Post-Metal-Elementen, stieg in den deutschen Charts auf #41 ein und platzierte die Gruppe auch in den USA erstmals auf höheren Chartpositionen.

„Seltsamerweise ist er erste Teil von Phanerozoic wirklich ein Album, von dem ich sagen kann: ‚Ich bereue nichts‘“, erklärt Staps. „Das geschieht selten, falls nicht sogar zum ersten Mal. Ich denke immer noch, dass es nicht besser sein könnte, und das Material ist auch nach über 130 Shows nicht langweilig geworden – live-erprobt natürlich jetzt auch.“

Im September 2020 veröffentlichen The Ocean den lang erwarteten Abschluss des Konzepts. Die Fertigstellung dauerte wegen der vielen Konzertverpflichtungen der Band länger als erwartet. Eindrücke aus Indien, Russland, Kasachstan, Armenien, Georgien, Australien, Neuseeland und Europa bietet das 130-seitige Phanerozoic-Fotobuch, das mit Part II zusammen erscheint. Anders als sein kompositorisch geradliniger Vorgänger wirkt Phanerozoic II: Mesozoic | Cenozoic deutlich progressiver and verdrehter.

„Phanerozoic II ist experimenteller, in puncto Stil und Ausrichtung eklektischer, also auch vielfältiger, was Tempos, Beats, Gitarrenarbeit und den Einsatz elektronischer Klänge betrifft“, erläutert Staps. „Das war Absicht; Part I sollte relativ stromlinienförmig und zusammenhängend anmuten. Es ging um eine einheitliche Stimmung vom ersten bis zum letzten Ton, wohingegen wir die eher verrückten, waghalsigen und proggigen Sachen für Part II aufgespart haben. Heraus kam ein Album, das einer Abenteuerreise gleicht. Es fängt an einem Ort an und endet an einem völlig anderen. In gewisser Weise ist es mit Pelagial verwandt, das ähnlich angelegt war, wenn auch zielgeleiteter, fokussierter und vorhersehbarer. Phanerozoic II lässt sich indessen mit dem Erlebnis eines freien Falls vergleichen.“

Im Rahmen zweier Segmente – Mesozoic und Cenozoic – zeichnet sich auch Phanerozoic II durch den Detailreichtum und Tiefgang aus, die The Oceans Hauptmarkenzeichen geworden sind. Wenngleich sie sich vordergründig mit der außergewöhnlichen Wirklichkeit des geologischen Wandels der Erde beschäftigen, ziehen Staps und seine Gefährten von jeher auch Parallelen zu jener Emotionalität, die sie vermitteln möchten. Auf Phanerozoic II geht es im Wesentlichen um Zeit, allerdings mit ins spirituelle Fundament eingewobenen Anspielungen auf die moderne Welt.

Am Ende des Mesozoikum, schlug auf der Yucatan-Halbinsel (heute Mexiko) ein Asteroid ein und vernichtete nicht nur die Dinosaurier, sondern auch nahezu alle andere Lebewesen auf dem Planeten. Waldbrände in unfassbarem Ausmaß wüteten, und die Sonne wurde monatelang von Rauch und Asche verdeckt. Dies machte Photosynthese schließlich unmöglich, sodass sich der Sauerstoffgehalt der Luft verringerte, gleichzeitig da die Temperaturen sanken. Diese historische Apokalypse steht im Brennpunkt von Jurassic | Cretaceous, das The Ocean mit Verweisen auf Regie-Querdenker Lars Von Triers Magnum Opus Melancholia und den darin aufgeworfenen Philosophischen Fragen auf eine menschliche Ebene übertragen. Die gegenwärtige Debatte um den Klimawandel, auf die sich Permian: The Great Dying auf Phanerozoic I bezog, wird im Refrain von Cretaceous aufgegriffen: „We are just like reptiles, giant rulers of the world. Within the blink of an eye wiped off the face of the Earth.“

„Obwohl die Menschheit im Verhältnis zur Zeitspanne der letzten 541 Mio. Jahre jung ist, haben wir die Texte logischerweise aus unserer Perspektive geschrieben“, so Staps. „Sie folgen Friedrich Nietzsches Amor Fati im Lichte übergeordneter Motive wie der Ewigen Wiederkehr des Gleichen und der Unvermeidbarkeit einer bevorstehenden Kollision von planetarischer Tragweite. Das sind die zwei Roten Fäden von Phanerozoic I und II.“

Phanerozoic II ist eine tiefsinnige Lehrparabel, was die Musik verdeutlicht, die zum Fantasie- und Anspruchsvollsten gehört, was The Ocean – neben Staps Drummer Paul Seidel, Keyborder Peter Voigtmann, Bassist Mattias Hägerstrand, Gitarrist David Ramis Ahfeldt und Sänger Loïc Rossetti – bis dato geschaffen haben. Die Aufnahmen fanden auf Island, in Spanien und Deutschland unter dem arrivierten Produzenten Jens Bogren statt. Auch gibt sich Katatonias Jonas Renkse ein neuerliches Stelldichein, und zwar während der zweiten Hälfte des erhabenen Mammutsongs Jurassic / Cretaceous.

Auch Tomas Liljedahl von den schwedischen Post-Sludge-Metallern Breach ist wieder am Start, nachdem er schon an Aeolian, Precambrian und Pelagial mitwirkte. Er ist The Ocean eng verbunden, und Staps freut sich über seine erneute Beteiligung.

„Breach waren eine der wichtigsten Bands für mich, nicht nur wegen ihres wegweisenden Albums Kollapse, mit dem sie praktisch das erfunden haben, was man heute Post Metal nennt, sondern auch mit It‘s Me God (1997) und vor allem Venom (1999). Sie haben meine Sicht auf Musik und das Gitarrenspiel komplett verändert. Breach waren anders als alles andere zu jener Zeit, und dass Thomas nun schon zum vierten Mal mit uns arbeitet, ist mir eine Ehre.“

The Ocean sind längst für ihre verschwenderischen, ehrfurchtgebietenden Verpackungen bekannt, und auch ihr zehnter Langspieler enttäuscht dahingehend nicht: Die Phanerozoic-Box enthält eine gravierte Schiefersteinplatte sowie die Vinyl- und CD-Versionen beider Alben, ja sogar echte prähistorische Fossilien: einem paläozoischen Trilobiten, einem mesozoischen Ammoniten Mesozoic und einem versteinerten Fischskelett aus dem Känozoikum. Die Band sammelte diese Fossilien im Laufe mehrerer Monate mithilfe eines Geologie-Instituts in München, und Mengen zu für die 1.000 vorbestellten Boxen zu beschaffen erwies sich als schwierig: Hunderte von marokkanischen Trilobiten, die 450 Mio. Jahre (!) alt sind, mussten von Handelsmärkten aus der ganzen Welt zusammengetragen werden.

Phanerozoic II kommt in Zeiten des Aufruhrs heraus und wird Fans abenteuerlicher, unerschrockener Musik das akustische wie philosophische Futter geben, das sie von dem progressiven multinationalen Deutsch/Schweizerisch/Schwedischen Kollektive nunmehr erwarten können. Obzwar momentan keine Konzerte stattfinden, scharren The Ocean mit den Hufen, um loslegen zu können, sobald der Wahnsinn um Zuge der globalen Pandemie vorbei ist; auf Tour wird ihr neuer Stoff zweifellos mutieren und seine Form in beispielloser Weise verändern. Als Gruppe waren die Musiker schon immer ausgemachte Experten darin, der modernen Gesellschaft zu entfliehen, indem sie so weit ab vom Schlag auftrat wie möglich, und Staps versichert, dass es in diesem Singe weitergehen wird – mächtig und unausweichlich wie die Zeit selbst.

„Wir bemühen uns seit je, so oft und so weit wie möglich herumzukommen“, sagt er abschließend, „um unsere Musik und unsere Leben bis zu den letzten Grenzen dieses Planeten zu tragen, auf dem nahezu jeder Quadratzentimeter in beängstigenden hoher Bildauflösung von GoogleMaps kartiert worden ist.“

Phanerozoic II erscheint am 25. September 2020 via Metal Blade Records (CD / digital) und Pelagic Records (Vinyl).








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