Destrage


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Paolo Colavolpe: Vocals
Matteo Di Gioia: Guitar
Federico Paulovich: Drums
Ralph Guido Salati: Guitar
Gabriel Pignata: Bass

Laut Gitarrist Matteo Di Gioia folgten Destrage einem simplen Plan, als sie ihr fünftes Album The Chosen One in Angriff nahmen: “Keine Faxen, halben Sachen oder labbriger Kram. Keine instrumentale Selbstbefriedigung. Kein ‚Okay, behalten wir das, weil es ganz gut ist und wir Freunde sind’, denn so benehmen sich nur Schwächlinge.” Das Ergebnis spricht für sich und baut demutsvoll wie souverän auf die ohnehin beispiellose bisherige Diskografie der Gruppe auf. Zugleich ist es vor allem ein bestärkendes Album, auf dem die Mitglieder sowohl sich selbst also auch andere dazu anhalten, sich damit abzufinden, bestimmte Entscheidungen getroffen zu haben. “Was dabei herauskommt, spielt keine Rolle, wenn es mit Zuversicht und in gutem Glauben getan, zielstrebig durchgezogen und von Liebe motiviert wurde. Dann war es die beste Wahl, die man zum gegebenen Zeitpunkt mit den damals verfügbaren Mitteln treffen konnte”, erklärt Di Gioia. “Die gegenwärtige Gesellschaft ist sehr ergebnisorientiert, was zu stiller, inniger Angst und dem Gefühl führt, überfordert zu sein. Wir möchten den Leuten darum einfach von unserer bescheidenen Position aus Selbstvertrauen geben.”

Obwohl das Quintett, das außerdem aus Sänger Paolo Colavolpe, Gitarrist Ralph Salati, Bassist Gabriel Pignata und Drummer Federico Paulovich besteht, ununterbrochen komponiert, verschanzte es sich fast ein ganzes Jahr, um konzentriert an den Songs zu arbeiten, die nun auf The Chosen One stehen. Sie wählten bewusst ein alles andere als üppig ausgestattetes Studio, genauer gesagt im Grunde “eine unterirdische Cafeteria, verteilt auf drei Räume, die noch nicht fertiggestellt und unaufgeräumt war, weder Heizung noch Klimaanlage hatte.” Dieses unbehagliche Ambiente zwang die Musiker zu fokussiertem Arbeiten ohne Ablenkung, woraus sich ihre bis dato intensivsten Songs ergaben. “Wir konnten gar nichts anderes machen!”, verdeutlicht Di Gioia. “Stelltest du die Gitarre weg, musstest du an eine modrige Decke starren und feuchte Erde riechen, während der Mailänder Straßenverkehr zu prasselndem, dreckigem Regen über dich hinwegraste. Gute Musik ist auf dieser Welt aber noch nie unter komfortablen Bedingungen entstanden.” So entstand auch mehr Material denn je … und wurde wieder verworfen, denn die Band legte großen Wert auf Qualität, damit ihre gebündelten Talente auf die bestmögliche Weise offenbar wurden. “Wir haben viel Zeit mit Diskussionen über den Sound der Gitarren, des Schlagzeugs sowie der elektronischen Elemente verbracht und alles miteinander verglichen”, bemerkt Paolo. “Hunderte von Riffs und Arrangements veränderten sich oder wurden gelöscht. Zuletzt blieben elf oder zwölf Stücke übrig, die wir aufnehmen wollten. Nur acht davon überzeugten die ganze Band, also sagte ich, ‚Pfeifen wir auf die anderen, packen wir nur das auf die Platte, was wir total geil finden und wozu wir wirklich stehen.’ Die Jungs stimmten mir zu.” Die Scheibe lässt sich stilistisch genauso schwierig irgendwo einordnen wie alle ihre Vorgänger. Man könnte sie in diese oder jene Schublade stecken, ohne ihr im vollen Umfang gerecht zu werden. Zudem sprüht The Chosen One von Anfang bis Ende vor Energie, der man sich nicht entziehen kann. “Ich glaube an die Wirkung vereinter Kräfte, und diese Energie stammte von denjenigen, die an diesem Album mitwirkten, also der Band, den Produzenten und Technikern, die sie abgemischt und gemastert haben. Das gesamte Projekt setzte eine Menge Energie frei, und darauf kommt es für mich an”, begeistert sich Colavolpe. Das Album zeichnet sich einmal mehr auch durch Experimentierfreude aus. Die Gruppe geht Wagnisse ein, indem sie sich auf bislang unbekanntes Terrain begibt und furchtlos neue Ideen ausprobierte. Immerhin wurde knapp die Hälfte der Stücke in einer ganz anderen Gitarrenstimmung als der gängigen aufgenommen. Des Weiteren fungieren zwei einzigartige Tracks als Klammer, das Titelstück und ‚The Gifted One’, deren Verbindung sich beim Komponieren herauskristallisierte. Di Gioia erklärt: “‚’The Chosen One’ ist kurz, weist keine Wiederholungen auf und hat keine schlüssige Struktur. Die angedeuteten, nur einmal gespielten Passagen des Tracks entfalten sich in weniger ausschnitthafter Form während ‚The Gifted One’, das strukturell ebenfalls von der Norm abweicht, dies allerdings unter umgekehrten Vorzeichen. Es ist lang, ein schreitender und bedächtiger Abschluss, der vieles mit dem Opener gemein hat, sich aber komplett anders anfühlt.” Als sei das nicht schon anspruchsvoll genug, kommen zusätzliche Instrumente zur Geltung, etwa ein Baritonsaxofon und ein Klangerzeuger, den die Band MEGATRON taufte. Dahinter verbirgt sich “ein genialer Synthesizer, mit dem wir die Gitarrenriffs gedoppelt haben. Der Sound verschwindet hinter oder verschmilzt mit den Klampfen, um eine dezent unwirkliche Klangkulisse zu schaffen, wobei wir darauf achteten, dass diese Zusätze nicht in den Vordergrund rückten, was zu offensichtlich gewesen wäre. Stattdessen zielten wir darauf ab, dass sich der Hörer fragt: Was zur Hölle ist das denn?”

Die Texte spiegeln alltägliche Erlebnisse und Begebenheit aus der Perspektive der Mitglieder wider. In diesem Rahmen deckt The Chosen One ein breites thematisches Spektrum ab, ohne dass sich die Band selbst eingeschränkt hätte, was ihre Kategorisierung sogar noch schwieriger macht. Der erste und letzte Song betreffen wie erwähnt Entscheidungsfindungen, ‚About That’ dreht sich darum, ein dickes Fell zu entwickeln, was Spott angeht, und ‚Hey, Stranger’ beschreibt, wie sich Probleme dadurch lösen lassen, dass man sie mit Ironie ins Auge fasst. Beim Schreiben von Texten kommt es für Di Gioia darauf an, “meine grundlose Wut zu kanalisieren. Wenn ich das nicht mithilfe extremer Musik tun könnte, wäre ich vermutlich eine Gefahr für mich selbst, Danke dafür, Heavy Metal, dass ich durch dich Nutzen aus meiner Wut ziehen kann.” So bringt Colavolpe seine besten und schlimmsten Charakterzüge zum Ausdruck. “Meine große Stärke ist die Bereitschaft, Veränderungen anzuregen. Ich versuche, ‚Mr. Bugman’ begreiflich zu machen, dass sie immer Fehler finden, solange sie es darauf anlegen, und deshalb aufhören sollen, alles infrage zu stellen, weil sie damit nur verlieren können. Mein größtes Laster ist tiefer verborgen, so etwas wie meine Schattenseite, auf der ich mich meinen ärgsten Ängsten stellen muss – meinen Grenzen. Die Texte von ‚At The Cost Of Pleasure’ und ‚Headache And Crumbs’ unterscheiden sich in puncto Stimmung deutlich, doch es geht in beiden um Leid, Enttäuschung und tiefen Groll. Diese zwei Aspekte sind wesentlich und bedingen einander, denn wenn man die eigenen Beschränkungen und Befürchtungen nie hinnimmt, wird man nie zu Hochform auflaufen.”

Die Drums wurden im FM Studio im italienischen Lecco unter Salvatore Addeo aufgenommen, Gitarre und Bass sowie der Gesang in den Raptor Studios in Vicenza von Matteo “Ciube” Tabacco. Die Band verfolgte jede Phase der Entstehung mit uneingeschränkter Aufmerksamkeit. Ciube leitete sie mit “Sanftmut, Umsicht und Verständnis”, während er zusah, dass sie “die Grenzen ausloteten” und Lehren aus früheren Studioproduktionen zogen, was die Abläufe verbindlicher machte und keinen Leerlauf zuließ. “Am wichtigsten ist es, jede Gelegenheit zu nutzen – zu überblicken, was man im gegebenen Rahmen erreichen kann, und sich so persönlich wie möglich allen Details widmen, bevor man die Arbeit aus der Hand gibt. Man darf nichts Halbgares zulassen. Ist für ein Lead ein bestimmter Effekt nötig, nimmt man ihn eben auf; bedarf ein Percussion-Part der Nachbearbeitung, nimmt man sie vor. Josh Wilbur übernahm Mix und Mastering, wobei wir gut daran taten,ihm keine Rohfassungen zum Abmischen zu schicken. Das ist bloß Faulheit anderen gegenüber, die sich an den Abläufen beteiligen, verwirrt sie und verursacht unnötigen Aufwand.” Die Band lud mehrere Gäste zur Teilnahme ein, allen voran “Master Of Evil” Luca Mai von ZU für ein wildes Saxofonsolo in ‚Mr. Bugman’ und ‚At The Cost Of Pleasure’, dessen Hauptmotiv er doppelt. Jazzmusiker Fabio Visocchi spielte in diesem Song und The Gifted One’ Keyboard, derweil Fabrizio “Izio” Pagni die Electro-Anteile produzierte bzw. programmierte. Die Arbeit mit Wilbur erwies sich als lohnenswert und aufregend, zumal die Band zwar nicht nach Los Angeles reisen konnte, aber jede seiner Feinabstimmungen mitvollzogen hat. Sich auf einen so “heißen” Produzenten einzulassen beunruhigte die Musiker offengestanden zunächst, doch die Kollaboration machte sich in jeder Hinsicht bezahlt: Der erste Mix war großartig und der zweite sogar besser, bloß dass man sich nicht damit zufriedengab, weshalb erste der achte alle überzeugte. “Wir tauschten uns täglich telefonisch und per Messenger aus. Josh versicherte: ‚’Hey, ich habe keine anderen Verpflichtungen, wir feilen daran, bis es perfekt ist! Ich will, dass hinterher jeder im Dreieck springt, der die Platte hört!’ Und er hat nicht zu viel versprochen.”






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